10 Jahre Thüringer Innovationszentrum Mobilität, ThIMo: Ein Porträt

Ilmenau, 01.06.2021, Matthias Hein und Florian Puch

Das Thüringer Innovationszentrum Mobilität (ThIMo), an der Technischen Universität Ilmenau als technologisches Zentrum (ZMF) und fakultätsübergreifendes Forschungsinstitut für Mobilitätsforschung (IMF) angesiedelt, blickte im April 2021 auf sein zehnjähriges Jubiläum zurück. Die Idee für die Einrichtung des ersten Innovationszentrums im Freistaat geht auf seinen Gründervater Prof. Dr. Klaus Augsburg zurück, der mit visionärer Weitsicht und strategischem Geschick zwei Thüringer Ministerien gemeinsam für die Einrichtung gewinnen konnte. Den durchschlagenden Erfolg dieser pionierartigen Förderleistung widerspiegelnd, wurde das Format „Innovationszentrum“ einige Jahre später in den Förderrichtlinien des zuständigen Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und digitale Gesellschaft verankert.

Seitdem ThIMo 2011 als größtes Einzelprojekt der Universität gestartet wurde, hat es sich zu einem international renommierten Wissenschafts- und Ausbildungszentrum für Mobilitätsforschung entwickelt. Wissenschaftler aus 13 Fachgebieten und vier Fakultäten spüren Trends nachhaltiger Mobilität auf, entwickeln innovative Lösungen und unterstützen so den weltweiten Strukturwandel der Automobilbranche. Die hochmoderne Ausstattung an Mess- und Prüftechnik ermöglicht zusammen mit erheblicher personeller und finanzieller Unterstützung durch die TU Ilmenau die Erforschung neuer Technologien in fünf Kernkompetenzen (mit beispielhaften Themenschwerpunkten):

  • Antriebstechnik: Emissionsminimierung, Elektromobilität, alternative Kraftstoffe
  • Fahrzeugtechnik: Fahrautomatisierung, Fahrerassistenzsysteme, vernetzte Prüfstände
  • Funk- und Informationstechnik: 5G/6G-Anwendungen, Entwurfs- und Testverfahren rund um das kognitive Fahrzeug, virtuelle Verifikation und Validierung
  • Kunststofftechnik und Leichtbau: Interieur der Zukunft sowie nachhaltige Rohstoffe und Produktionsverfahren
  • Leistungselektronik und funktionale Integration: Moderne Bordelektronik und Steuersysteme, effizientes Energiemanagment.

 

Mit Wirkung zum 1. März 2021 wechselte Professor Augsburg nach 22 Jahren unermüdlichen Engagements für die TU Ilmenau in den Ruhestand: „Die ThIMo-Zeit war immer geprägt von gemeinsamen Anstrengungen für eine hohe wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der engagierten Fachgebiete und der Schaffung der dafür notwendigen materiellen und personellen Voraussetzungen. Die Fachgebiete und die ThIMo-Geschäftsstelle haben in dieser Beziehung eine Vorbildwirkung gezeigt und letztlich die Universität auch sichtbar verändert. Für hohes Engagement, intensive Arbeit – meist ohne Zeitschranken – und ideenreiche Tätigkeit gilt dafür allen Beteiligten mein herzlicher Dank.“

Das Fachgebiet Kraftfahrzeugtechnik bildet bis heute den Grundpfeiler des ThIMo. Es wurde von Professor Augsburg von Mai 1999 bis Februar 2021 geleitet und wird bis heute in Lehre und Forschung strategisch an den langfristigen Entwicklungstendenzen von Kraftfahrzeugen ausgerichtet. Dies ist möglich wegen der weitreichenden und aktiven wissenschaftlichen Vernetzung in die relevante Forschungslandschaft von Hochschulen und Automobilindustrie des regionalen, nationalen und internationalen Umfeldes.

In der Zeit von 2004 bis 2017 wirkte Professor Augsburg zusätzlich als Prorektor für Wissenschaft an der TU Ilmenau und prägte das ThIMo als ein gleichermaßen wissenschafts- wie wirtschaftsorientiert arbeitendes Innovations- und Entwicklungszentrum, das sich auf die interdisziplinäre Lösung vordringlicher anwendungsrelevanter Aufgaben der nachhaltigen Mobilitätsentwicklung konzentriert. Unter seiner Leitung wurde das ThIMo in Bezug auf seine Finanzierung gesichert und im Hinblick auf nötige materielle und personelle Ressourcen auf eine solide Basis gestellt.

Nach einer kurzen Übergangsphase steht das Zentrum seit 1. Mai 2021 unter der Führung eines neuen Leitungsgremiums, das nun dessen wissenschaftliche und operative Aufgaben steuert: Prof. Dr. Matthias Hein, der seit der Gründung den Bereich Funk- und Informationstechnik verantwortet, leitet das ThIMo gemeinsam mit Prof. Dr. Florian Puch, der im März 2021 die Leitung des Fachgebiets Kunststofftechnik sowie die wissenschaftliche Leitung des Thüringischen Instituts für Textil- und Kunststoff-Forschung in Rudolstadt übernahm; er verantwortet am ThIMo die Kernkompetenz Kunststofftechnik und Leichtbau. „Unser großer Dank gilt dem Wegbereiter des ThIMo und unserem langjährigen geschätzten Kollegen Professor Augsburg. Wir werden seine enormen Verdienste um das ThIMo würdigen, indem wir uns als Leitungsteam engagiert für eine erfolgreiche Zukunft des Innovationszentrums einsetzen.“

Direktorium des ThIMo (v.l.n.r.): Matthias Hein, Florian Puch

Direktorium des ThIMo (v.l.n.r.): Matthias Hein, Florian Puch

Das Leitungsduo wird durch einen vierköpfigen Vorstand unterstützt, der alle fünf ThIMo-Kernkompetenzen abdeckt: Prof. Dr. Tobias Reimann (Leistungselektronik und funktionale Integration), Priv.-Doz. Dr. Valentin Ivanov (Antriebstechnik und Fahrzeugtechnik), Prof. Dr. Andreas Möckel (Antriebstechnik), sowie Prof. Dr. Giovanni Del Galdo (Funk- und Informationstechnik), der zugleich eine personelle Brücke zur Abteilung Elektronische Messtechnik und Signalverarbeitung des Fraunhofer IIS in Ilmenau schlägt.

Um seine Forschung voranzutreiben, hat das ThIMo im Laufe seines zehnjährigen Bestehens Drittmittel in Höhe von insgesamt rund 50 Millionen Euro eingeworben. Das Zentrum arbeitet mit über 320 Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft in der ganzen Welt zusammen. In Thüringen ist es mit großen Industrienetzwerken verbunden, etwa dem automotive thüringen e.V., einem Netzwerk von 100 Thüringer Automobilzulieferern, dem Thüringer Kunststoff-Cluster PolymerMat e.V. mit 30 Mitgliedern und ELMUG e.G., einem Netzwerk von 90 Thüringer Einrichtungen im Bereich der Mess- und Gerätetechnik.

Das neue ThIMo-Führungsteam verfolgt bereits intensiv Pläne für neue Projekte der nachhaltigen und intelligenten Mobilität. Dazu gehört die wissenschaftliche Begleitung eines Projekts der Ilmkreis-Personenverkehrsgesellschaft, der Stadt Ilmenau und der IOV Omnibusverkehr Ilmenau GmbH, im Rahmen dessen ab 2022 hochautomatisierte Campus-Busse zwischen Universitätsgelände und Bahnhof zum Einsatz kommen. Weiterhin ist das ThIMo an einem durch die Stadt Ilmenau koordinierten Projekt des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur beteiligt, das die Stadt in eine 5G-Modellregion wandeln wird.

Für die Zukunft rüstet sich das ThIMo zu einer Forschungsoffensive Digitale Mobilität auf Straße und Schiene, um der Schlüsselbedeutung der Digitalisierung in allen Kompetenzfeldern gerecht zu werden. Außerdem wird es seine Bewerbung als Außenstelle des Deutschen Zentrums für Mobilität der Zukunft abgeben, mit dem der Bund Deutschland zum international führenden Land nachhaltiger und in die Zukunft gerichteter Mobilität machen will. Hierfür erarbeitet das ThIMo ein Konzept für den Aufbau eines „Digitalen Korridors Mitteldeutschland“. Die wissenschaftlich-technischen, geografischen und logistischen Gegebenheiten des Freistaats sollen wirkungsvoll genutzt werden, um die Mobilität der Zukunft zu erforschen und wirtschaftlich nutzbar zu machen. „Unsere Erfahrungen, Expertise und Partnernetzwerke sind reif für das nächste Jahrzehnt innovativer Mobilitätsforschung“, so der Ausblick von Professor Matthias Hein.