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Internationales Fachsymposium zur Sicherheit des automatisierten Fahrens

Sicherheit in fahrerlosen Autos ist ein Thema, das Fachwelt und Öffentlichkeit gleichermaßen beschäftigt. Längst ist klar, dass Milliarden von Testkilometern nicht mehr reichen, um die neuen Technologien auf ihre Funktions- und Ausfallsicherheit zu testen. Straßen und Verkehr wandern daher zunehmend in Labore und digitale Zwillinge, das heißt möglichst vollständige Abbilder der realen Infrastruktur im Computer, mit deren Hilfe intensiv an Methoden geforscht wird, wie sich Sicherheit für vernetztes und automatisiertes Fahren gewährleisten lässt. „Wie sicher ist sicher genug?“, lautet deshalb auch das Thema des deutsch-japanischen Fachsymposiums safeCAD-DJ 22, das vom 1. bis 3. Juni in Berlin-Adlershof stattfindet und vom Thüringer Innovationszentrum Mobilität (ThIMo) an der TU Ilmenau gemeinsam mit dem DLR Institut für Verkehrssystemtechnik ausgerichtet wird.

Die Absicherung vernetzter und automatisierter Fahrfunktionen, im Fachjargon „Verifikation und Validierung“ genannt, ist eines von vier Themenfeldern, auf deren gemeinsame Erforschung sich die deutsche Bundesregierung und die japanische Regierung vor fünf Jahren geeinigt haben. Die binationale Zusammenarbeit soll schnellere Fortschritte bei der Automatisierung des Personen- und Güterverkehrs ermöglichen, die angesichts des Wandels in Klima, Demografie und Mobilität für beide Nationen einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. Seit Oktober 2020 forschen unter der Leitung von ThiIMo-Leiter Professor Dr. Matthias Hein fünf weltweit tätige deutsche Industrieunternehmen – AVL, Blickfeld, Continental, IPG und Mercedes-Benz – zusammen mit den Forschungspartnern KIT – Karlsruher Institut für Technologie, Hochschule Kempten, TU Darmstadt und DLR Institut für Verkehrssystemtechnik im Projekt VIVID „German Japan Joint Virtual Validation Methodology for Intelligent Driving Systems” an verlässlichen und effizienten Testverfahren für autonome Fahrzeuge. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für drei Jahre mit einem Volumen von rund 4.7 Mio EUR gefördert. Das japanische Schwesterprojekt „Driving Intelligence Validation Platform – DIVP“ bringt unter der Leitung von Professor Dr. Hideo Inoue, Professor für Fahrzeugsystemtechnik am Kanagawa Institute of Technology und Fellow der Toyota Motor Corporation, dreizehn große japanische Industriepartner zusammen, darunter Automobilhersteller wie Toyota, Honda und Nissan oder Zulieferer wie Sony, Hitachi und Pioneer.

Harmonisierung und Standardisierung von Absicherungsverfahren für das vernetzte und automatisierte Fahren

Zum ersten Mal nach der weltweiten Corona-Pandemie können sich die Wissenschaftler nun persönlich treffen, um sich über ihre Forschungsergebnisse auszutauschen und Zukunftspläne für die globale Harmonisierung und Standardisierung von Absicherungsverfahren für das vernetzte und automatisierte Fahren zu schmieden. Mehr als 50 Experten kommen im Rahmen des Fachsymposiums in Berlin zusammen. 16 japanische Forscher haben trotz der strapaziösen Fernreise ihre persönliche Teilnahme zugesagt, weitere 17 Unternehmen schalten sich per Internet zu.

Das Fachsymposium bietet neben der Halbzeitpräsentation von VIVID eine Plattform für die neuesten Ergebnisse aus der PEGASUS-Projektfamilie, einer Reihe weiterer Großprojekte, die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert werden. Prof. Matthias Hein: „Während sich das deutsch-japanische Projektgespann VIVID und DIVP von der Seite der Sensortechnologien der Sicherheit des autonomen Fahrens nähert, tun dies die PEGASUS-Projekte SET Level und VV-Methoden von der Seite der Verkehrsszenarien. Dadurch ergänzen sich die Projekte hervorragend und können durch das Symposium weitere Synergien freisetzen.“ Vorträge zur Standardisierung virtueller Testverfahren, Podiumsdiskussionen zum Thema KI-Sicherheit sowie Beiträge hochrangiger Vertreter der deutschen und japanischen Ministerien zu künftigen Fördermöglichkeiten runden das Programm des Symposiums ab.

Das Thüringer Innovationszentrum Mobilität an der TU Ilmenau bringt seine europaweit einzigartige Forschungsinfrastruktur VISTA in das Projekt ein. In der Virtuellen Straße – Simulations- und Testanlage werden computergestützte Simulationen von Verkehrsszenarien und Radarsignalausbreitung mit realen Fahrzeugen, ausgestattet mit den modernsten Radarsensoren, kombiniert, um so deren Funktionssicherheit insbesondere in anspruchsvollen Umgebungen wie auf Brücken oder in Tunneln auf Herz und Nieren zu testen. Das Fahrzeug und die Sensorsignale bilden damit ein reales Glied in der ansonsten virtuellen Testkette. Dieser „vehicle-in-the-loop“ genannte Ansatz ist ein Alleinstellungsmerkmal des ThIMo für das deutsch-japanische Projekt. So wundert es wenig, dass der Leiter des japanischen DIVP-Projektes, Professor Inoue, auf seinem Weg von Tokyo nach Berlin mit einer kleinen Delegation noch in Ilmenau Station macht, um sich vor Ort von den Möglichkeiten dieses Forschungsansatzes zu überzeugen:

„Sensortechnologien spielen nicht nur für die Absicherung von Fahrzeugradaren eine zentrale Rolle, sondern generell für die Zukunft einer sicheren Mobilität. Mein Besuch der virtuellen Straße am ThIMo hat mich sehr beeindruckt und umso mehr motiviert, die Kooperation zwischen den beiden VIVID-Projekten weiter auszubauen.“