THÜR ING - Allianz Thüringer Ingenieurwissenschaften
In Thüringen gibt es sieben Hochschulen, die – teils in recht unterschiedlicher Ausprägung – Ingenieurwissenschaften in ihrem Studienangebot haben. Dazu zählen die Fachhochschule Erfurt, die Technische Universität Ilmenau, die Hochschule Schmalkalden, die Bauhaus-Universität Weimar, die Duale Hochschule Gera-Eisenach, die Ernst-Abbe-Hochschule Jena und die Hochschule Nordhausen. Diese Hochschulen haben 2019 die Allianz Thüringer Ingenieurwissenschaften (Allianz THÜR ING) gegründet mit dem Ziel, ein Forum zur verstärkten Kooperation und gemeinsamen Strategieentwicklung zu etablieren. Durch den strukturierten und regelmäßigen Austausch zwischen den Hochschulleitungen zu strategischen Entwicklungen in Forschung, Lehre und Marketing sowie auf Arbeitsebene entstehen Kooperationen, die im Bereich der Forschung starke Verbünde generieren. Darin sind auch außeruniversitäre Partner wie Forschungseinrichtungen oder Partner aus der Wirtschaft einbezogen.
Hochschule Schmalkalden
Die Professur Automatisierungstechnik und Robotik an der Hochschule Schmalkalden konzentriert sich auf die Weiterentwicklung des autonomen Fahrens und der Zusammenarbeit zwischen Mensch und autonomen Systemen. Zu den wichtigsten Forschungsbereichen gehören die Entwicklung von Fahrautomatisierungsarchitekturen der Stufen 3/4 (SAE J3016), intelligente Wahrnehmung, Situationsinterpretation, menschenzentrierte Entscheidungsfindung, Steuerung automatisierter Funktionen, kooperative Routenplanung und die Akzeptanz autonomer Systeme durch den Menschen. Das CoCoMobility-Projekt verbessert die Sicherheit und Effektivität des autonomen Fahrens durch die Integration menschlicher Faktoren, kritischer Interaktionsparameter und intelligenter Entscheidungssysteme. Durch die Vorhersage von Absichten, die Erkennung und die Überwachung von Akzeptanzkriterien in Kombination mit Wahrnehmungs- und Steuerungssystemen zielt das Projekt darauf ab, das Vertrauen, die Entscheidungsfindung und die Effizienz des Menschen zu verbessern, insbesondere bei Interaktionen mit Fußgängern, was durch Labor- und Feldversuche bestätigt wurde.
Bauhaus-Universität Weimar
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Uwe Plank-Wiedenbeck - Professur Verkehrssystemplanung
Fakultät Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
Die Professur Verkehrssystemplanung an der Bauhaus-Universität Weimar forscht an zentralen Themen der Verkehrs- und Mobilitätswissenschaften. Schwerpunkte sind die Digitalisierung im Verkehr, Verkehrssicherheit, Modellierung von Verkehrssystemen, Mobilitätsverhalten sowie der Einsatz von Wasserstoff und vernetztem Fahren. Ein besonderer Fokus liegt auf nachhaltiger Verkehrsinfrastruktur und der interdisziplinären Entwicklung innovativer Lösungen für eine sichere und nachhaltige Mobilität.
Im Forschungsprojekt CoCoMobility wird die Verkehrssicherheit in intelligenten Verkehrssystemen (ITS) verbessert. Mithilfe von Human Factors-Methoden analysieren Forschende die Interaktion von Mensch und Technik, um Unfälle zu reduzieren und Vision Zero – eine Zukunft ohne Verkehrstote – zu fördern. Messverfahren wie Eye-Tracking, Herzratenvariabilität und Verhaltensanalysen werden in Laborexperimenten und Feldstudien kombiniert, um ITS-Systeme menschenzentriert und sicherer, insbesondere für Radfahrende, zu gestalten.
Jun.-Prof. Dr. Jan Ehlers - Leitung der Usability Research Group
Fakultät Medien
Die Usability Research Group beschäftigt sich mit psychophysiologischer Forschung und legt dabei besonderen Wert auf praxisnahe und nutzerzentrierte Aspekte. Der Fokus liegt auf der Integration physiologischer Daten bei der Gestaltung adaptiver Systeme, die kognitive und affektive Zustände in verschiedenen Kontexten erkennen. Dabei werden Augenbewegungen, kardiovaskuläre Aktivität, thermoregulatorische Prozesse und biomechanische Reaktionen während kognitiver und affektiver Verarbeitungsprozesse analysiert.
Zudem untersucht die Gruppe, ob und unter welchen Bedingungen physiologische Aktivitäten durch komplexe kognitive Prozesse aktiv beeinflusst werden können. Die bewusste Regulation autonomer Prozesse könnte nicht nur die psychische Gesundheit fördern, sondern auch neue Input-Kanäle in der Mensch-Computer-Interaktion bieten und hinterfragt möglicherweise grundlegende Annahmen des Affective Computing.
Technische Universität Ilmenau
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. habil. Matthias Hein - Fachgebietsleiter Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
RF and Microwave Research Group, Department of Electrical Engineering and Information Technology
Die Forschungsgruppe RF und Mikrowellen (HMT) unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Hein ergänzt die Forschungsgruppe CoCoMobility um einen wichtigen Aspekt, nämlich die Einbindung von VRU in den ganzheitlichen Verkehrsbereich durch drahtlose Konnektivität. Die HMT-Gruppe, die für die Kernkompetenz „Drahtlose und Informationstechnologien“ des Thüringer Innovationszentrums für Mobilität (ThIMo) verantwortlich ist, verfügt über fundiertes Fachwissen in den Bereichen Mikrowellentechnik, Antennendesign, Antennen- und Radarmessungen, Wellenausbreitung und einzigartige drahtlose Testtechnologien. Ein Forschungsschwerpunkt liegt auf dem automatisierten und vernetzten Fahren auf Straßen und Schienen. Eine der wichtigsten Ressourcen von ThIMo ist die „Virtual Road – Simulation and Test Area (VISTA)“, ein einzigartiges Forschungslabor, das von unserem Team entwickelt und koordiniert wird. Es ermöglicht erweiterte dreidimensionale Antennen- und bistatische Radarreflexionsmessungen sowie fortschrittliche Over-the-Air- (OTA) und Vehicle-in-the-Loop- (ViL) Methoden zur virtuellen Verifizierung und Validierung vernetzter und automatisierter Fahrzeugfunktionen. Es umfasst drahtlose Übertragungsstandards wie Mobilkommunikation (V2X, 4G, 5G, 6G), Satellitennavigation, Radarsysteme und Rundfunktechnologien und befasst sich gleichzeitig mit Fragen der elektromagnetischen Verträglichkeit. Im Rahmen von ThIMo arbeitet unsere Gruppe eng mit anderen Forschungsteams und Industriepartnern in ganz Thüringen zusammen. Diese Synergien verbessern unsere Fähigkeit, komplexe Herausforderungen in der aktuellen Forschung mit hoher gesellschaftlicher Relevanz anzugehen. Weitere Informationen zu ThIMo und uns finden Sie auf dem mobilitaet-thueringen Portal.
Mit seinem Beitrag zur Forschungsgruppe CoCoMobility setzt HMT seine Mission fort, die Grenzen der HF- und Mikrowellentechnologie zu erweitern, mit dem Ziel, sicherere, intelligentere und vernetztere Mobilitätssysteme für gefährdete Verkehrsteilnehmer zu ermöglichen.
Fachhochschule Erfurt
Prof. Dr. Torsten Wißmann - Professur für Digitale Stadt und Teilhabe
Fakultät Architektur und Stadtplanung
Prof. Dr.-Ing. Carsten Kühnel - Fachgebiet Intelligente Verkehrssysteme
Fakultät Verkehr- und Transportwesen
Das Projektkonsortium besteht aus einer interdisziplinären Forschungsgruppe der Stadt- und Raumplanung sowie dem Institut Verkehr und Raum der FH Erfurt (FHE). Die FHE ist eine praxisorientierte Hochschule, die Kooperationen mit Forschungsinstitutionen und Unternehmen auf verschiedenen Ebenen ermöglicht. Sie zeichnet sich durch ein breites Fächerspektrum aus, welches die Möglichkeit einer interdisziplinären Projektbearbeitung ermöglicht. Dies erfolgt in zwei Forschungsschwerpunkten:
Nachhaltiges Planen und Bauen, Landnutzungs- und Ressourcenmanagement und gesellschaftliche Transformation
Nachhaltige Mobilität, Logistik und Infrastruktur.
Das Institut Verkehr und Raum (IVR) hat Expertise in den Themen Automatisierung und Verkehrssicherheit. Prof. Kühnel, Mitglied der Institutsleitung und Lehrstuhlinhaber für Intelligente Verkehrssysteme, bringt umfangreiche Erfahrung mit und hat zahlreiche Forschungsprojekte im Bereich Vernetztes und Automatisiertes Fahren geleitet. Prof. Wißmann, seit 2022 Professor für Digitale Stadt und Teilhabe, forscht zur digitalen Stadtentwicklung und sozialen Teilhabe. Er ist Mitglied in nationalen sowie internationalen Fachgruppen und Mitherausgeber der internationalen, interdisziplinären Reihe „Geographies of Media“.